“Ich bin hier schon so oft durchgegangen, aber das alles habe ich bislang übersehen” - das war der häufigste Satz, der Mitgliedern des Berliner Presse Clubs bei der Führung durch das hohe Haus über die Lippen kam.
Persönlich geführt vom Herren über Bilder und Skulpturen wurden Werke erläutert, die jedes zeitgenössische Museum nur zu gern im eigenen Bestand hätte. Beuys, Baselitz, Christo, Haacke, Holzer, Lüpertz, Polke, Rauch, Richter, Uecker - das Namedropping der Künstlerinnen und Künstler, deren Arbeiten in den Parlamentsgebäuden zu bestaunen sind, könnte ewig fortgeführt werden. Verantwortlich für Ankäufe und Auftragswerke, Sammlung, Ausstellungen und Kunst am Bau ist seit 1989 Dr. Andreas Kaernbach. Schon zu Bonner Zeiten befasste er sich unter der damaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth mit dem Aufbau der Artothek. 175 Tausend Euro stehen dabei aktuell pro Jahr zur Verfügung plus die Gelder zur Verwendung im Rahmen der Förderung “Kunst am Bau”. Mehr als 4 Tausend Exponate gehören zur Sammlung. Frei entscheiden kann er allerdings nicht. Er braucht immer die Rückendeckung des achtköpfigen Kunstbeirats des Deutschen Bundestages. “Ich hatte dabei viel Glück, das waren – genau wie alle ‘meine’ bisherigen Bundestagspräsidenten – bisher immer kunstbegeisterte und kompetente MdBs,” so Kaernbach.
Besonders interessant die Ausführungen zum Spannungsverhältnis von Archtiktur und Kunst - von Architekten und Künstlern. Jedes Wochenende sowie an Feiertagen werden interessierten Besuchern um 11.30 Uhr kostenlose Kunst- und Architekturführungen angeboten. Dabei wird das Reichstagsgebäude über das Westportal mit der Innschrift “DEM DEUTSCHEN VOLKE” betreten. Und spätestens bei der Begutachtung der Installation “DER BEVÖLKERUNG” von Hans Haacke im nördlichen Innenhof wird die politische Dimension “unserer” Kunstsammlung deutlich. JH