Die Geschichte
des Berliner Presse Clubs

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Zum 50. Geburtstag spricht der damalige Bundespräsident Johannes Rau

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Der Vorstand des Clubs im Jahre 2006

"Frei von Rücksichten auf den nach Neuigkeiten heischenden Markt"

Die Gründung des Berliner Presse Clubs im Sommer 1952 stand in der Tradition des Vereins Berliner Presse, bis zum Ende der Weimarer Republik ein zentraler Ort des öffentlichen Lebens in Berlin. Die Gründung des Vereins in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Ausdruck des gewachsenen Bedürfnisses der Berliner Schriftsteller, Publizisten und Journalisten nach einem gemeinsamen Forum.

In der deutschen Presselandschaft vollzogen sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts tiefgreifende Veränderungen. Neben politischen und sozialen Entwicklungen, setzte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein weitreichender Wandel auf wirtschaftlichem und technischem Gebiet ein. Zudem wurde das Pressewesen sukzessive aus der staatlichen Bevormundung entlassen. In der Folge kam es zu einer explosionsartigen Vermehrung journalistischer Medien und Berufe.
Am 20. August 1862 gründeten 43 Journalisten und Schriftsteller aus Berlin den ersten lokalen Journalistenverein auf dem Gebiet des späteren Deutschen Reiches. Eine gemeinsame Bahnfahrt ging der Gründung voraus: Zur Einweihung der Bahnstrecke Halberstadt-Thale hatte man im Sommer 1862 namhafte Journalisten und Publizisten eingeladen. Paul Lindau, Theaterkritiker und zeitweiliger Vorsitzender des Vereins, erinnerte sich später: „Sie saßen allesamt in demselben Coupé, amüsierten sich und fanden, dass es doch eigentlich recht nett sei, wenn sich die Genossen des gemeinsam verfehlten Berufs öfter träfen. Wenn man in Deutschland irgendetwas nett findet, so entsteht daraus bekanntlich ein Verein.“
 Alexis Schmidt, Redakteur bei der Spenerschen Zeitung, verfasste gemeinsam mit dem Juristen Alexander Meyer das Vereinsstatut. Der Verein Berliner Presse sollte der Vermittlung persönlicher Bekanntschaften dienen, das gesellige Zusammensein zwischen „Schriftstellern und Journalisten verschiedener Parteirichtungen und Lebensstellungen“ fördern, und gemeinsame Berufsinteressen wahren. Dazu veranstaltete der Verein regelmäßige Abendessen und festliche Bälle. Es war üblich, nicht nur Mitglieder zu diesen Abenden einzuladen, sondern ebenso Personen des öffentlichen Lebens. Schon wegen der restriktiven Informationspolitik preußischer Dienststellen im ausgehenden 19.Jahrhundert waren persönliche Kontakte unentbehrlich für die journalistische Recherche.

Die Gründungsväter des Berliner Presse Clubs – 16 bekannte Berliner Verleger, Publizisten und Journalisten - nahmen diese Tradition in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder auf. Während der Berliner Presseball durch den Journalistenverband fortgeführt wurde, konzentrierte sich der Presse Club auf die traditionellen „Essabende“, die seit 1952 als vertrauliche Hintergrundgespräche mit prominenten Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Verbänden fortgeführt werden. Seiner Satzung zufolge sollte der Club „die Berliner Publizistik entsprechend den besonderen Aufgaben, die ihr aus der Stellung Berlins als deutscher Hauptstadt zukommen“ repräsentieren. 1982 definierte der damalige Vorsitzende des BPC Hans-Ulrich Kersten den Wesenskern des Berliner Presse Club: „Ein von Zwängen freier und doch auf Formen bedachten Kreis von Publizisten, der in loser Reihenfolge Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur sowohl des In- als auch des Auslandes zu Gast hat und mit ihnen ein echtes Gespräch führt, das frei bleibt von Rücksichten auf den nach Neuigkeiten heischenden Markt“. Der persönliche Kontakt zwischen Publizistik und Politik, der von wechselseitigem Vertrauen getragen wird, ist eine Maxime, die den Club bis heute auszeichnet. Etliche der Gäste sind im Laufe ihrer politischen Karriere immer wieder eingeladen worden, zu einigen entwickelten sich dauerhafte Beziehungen, etwa zum Regierenden Bürgermeister von Berlin und späteren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der 1994 sogar Ehrenmitglied des Berliner Presse Clubs wurde. Ausdrücklich würdigte der damalige Vorsitzende Adalbert Rohloff die Eloquenz von Weizsäckers und sein intellektuelles Wirken sowie die Dankbarkeit des Clubs für die jahrelange Zusammenarbeit. Rohloff, Rainer Sütfeld und seine Nachfolgerin Evelyn Fischer führten den Club schließlich nicht nur in eine gesamtdeutsche Gegenwart und sein neues Quartier im Berliner Regierungsviertel, der Club orientiert sich zunehmend global und versucht in Berlin arbeitenden Journalisten internationaler Medien den Weg in den Club zu öffnen. Dabei geht es darum, die traditionellen Qualitäten des Clubs mit der veränderten Arbeitswelt in der Medienbranche in Balance zu halten.